Die Frage nach dem Chassis-Hersteller ist für unseren Blog eigentlich eine nebensächliche, denn in erster Linie kommt es auf den Ausbau an. Doch vermehrt bieten die Reisemobilhersteller den gleichen Grundriss wahlweise auf Basis von Citroen Jumper oder Fiat Ducato an. Meist liegt preislich zwischen den beiden ca. 1500€ zugunsten des preisgünstigen Citroen. Doch was ist der größte Nachlass wert, wenn man in der Praxis Scherereien hat. In diversen Wohnmobilforen finden sich exakte technische Unterschiede der beiden Fahrzeughersteller, im Wesentlichen ist es der Motor. Fahrgestell und Chassis sind gleich.
Wir haben uns für den Citroen entschieden und können daher nicht über den Fiat berichten. Im Folgenden also nur die Auffälligkeiten der vergangenen 19 Monate bzw. 31.000 km:
Bereifung: Der Citroen wurde bei Pössl mit Allwetterreifen ausgeliefert, der Fiat nur mit Sommerreifen. Eine Winterbereifung ist bei uns im Bergischen notwendig. Mit dem Citroen haben wir uns den zweiten Reifensatz und das Umschrauben zweimal jährlich gespart. Na klar, werden die Pneus auch schneller runter sein.
Service-Points: Vor dem Kauf hatten wir bereits geschaut welche Vertragswerkstätten Fiat und Citroen in unserem Umland haben. Das hält die Wege kurz. Von Citroen gab es mehr. Doch nach dem Kauf mussten wir verwundert feststellen, dass die meisten unserer naheliegenden Werkstätten uns gar nicht bedienen können. Beim ersten war es das Garagentor, dass unseren 2,83m hohen Revo nicht einließ, beim zweiten die Hebebühne die nur 2,5 to vertrug. Der Dritte stellte erst an der Hebebühne fest, dass die Hubstützen mit der elektrischen Stufe kollidieren.
Fazit: wir haben bereits vier verschiedene Werkstätten gesehen. Die naheliegende hilft uns auch bei kleinen Reparaturen draußen vor dem Werkstatttor, doch je komplizierter es wird, desto weiter reisen wir an. Das Fiat Service Netz insbesondere mit Fiat Professional Services ist besser aufgestellt.
Inspektionen: erst bei 40.000km oder nach 2 Jahren steht sie an und uns noch bevor. Voraussichtlich geht das ohne Hebebühne, also mittelnah.
Reparaturen: Als Ingenieur und VW LT Fahrer ist der Neuwagen enttäuschend.
a) Bereits nach den ersten 5.000 km wurde das Gaspedal wegen chronischer Quietschgeräuschen gewechselt. Dieses Kunststoffteil ist mit einem Potentiometer verbunden (es gibt ja keinen Gaszug mehr) und am Gelenk rieb Kunststoff auf Kunststoff. Da half auch kein Silikonspray.
b) Ärgerlicher verhielt sich eine kleine Warnmeldung „Hillholder“. Doch nicht nur der Bremsanfahrassistent sondern in Folge auch die Geschwindigkeitsregelanlage, der Drehzahlmesser und sogar die Zentralverriegelung versagten temporär ihren Dienst. Nach ein paar Werkstattaufenthalten hatten die Techniker endlich den Fehler behoben (das anfängliche Fehlerspeicherlöschen war wohl nur ein Kämpfen an den Symptomen).
c) Und diese Woche kam jetzt leider noch die Reparatur des rechten, vorderen Domlagers dazu. Dieses Lager zwischen Federbein und Chassis erlaubt die Drehbewegung. Gelegentlich tritt dieser Schaden erst nach mehreren Hunderttausend Kilometern auf, vorsorglich repariert man dann beide Seiten. Die Citroen Gewährleistung bezahlte nur eine.
Nachtrag am 14.08.2015: Das Domlager wurde heute ein zweites Mal repariert. Exakt 14 Tage nach der ersten Reparatur trat das selbe Knarzgeräusch erneut auf, aber der Austausch wurde erst nach unserem Nordspanienurlaub durchgeführt. Vorsorglich (oder lag es an meiner Wortwahl „Wandlung“, die bei misslungener Reparatur zur Reparatur unter dem Gewährleistungsrecht verankert ist) übernahm nun Citroen die Kosten für beide Seiten und wechselte jeweils den oberen und unteren Lagersitz mit aus. Leider habe ich nur ein Foto von den ausgebauten Komponenten erstellt, aber der Mechaniker erklärte mir, dass die alten Elemente anders aussahen. Verbesserungen (so meine Erfahrung aus Ingenieurstudium und Praxis) sind die einzige Begründung für konstruktive Bauteiländerung. Anscheinend war also das Versagen des Domlagers kein Einzelfall.
Fazit: Reparatur a) und b) betreffen den Motor. Die Rennerei bei mehrfachen Werkstattaufenthalten ist nervig, selbst wenn die Kosten übernommen werden. Ob die Schäden so auch bei Fiat aufgetreten wäre? Bei c) find ich es ärgerlich, wenn ich wohlmöglich für das linke Domlager erneut in die Werkstatt müsste. Spitzfindig hat man mir aber bereits eine Garantieverlängerung angeboten.